Forschungsperspektiven

Im Zuge der Diskussion um Dekolonialismus und Antirassismus in Deutschland, die durch die wachsende „Black-Lives-Matter“-Bewegung auch in der Wissenschaft angestoßen wurde, traten die Mitarbeiter*innen und die Leitung des ABI im Jahr 2020 in einen intensiven Dialog. Damit unterrepräsentierte Perspektiven und auf Ungleichheitsstrukturen beruhende Benachteiligungen viel stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller ABI-Mitarbeitenden rücken, prüfte das Institut 2020 seine eigene Praxis auf vielfältige Weise. 

Bei Abweichungen im Detail und in der Emphase fand das ABI einen breiten Konsens: Die Diskriminierung Schwarzer und rassifizierter Menschen ist inakzeptabel und eine Hypothek für unsere eigene Arbeit, die auf dem Grundsatz der Gleichbehandlung beruht. Das bedeutet für uns, dass bei der reziproken, gemeinsam gestalteten Forschung zu Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Nahen Osten der Benachteiligung insbesondere von Wissenschaftler*innen aus dem Globalen Süden begegnet werden muss.

Ziel ist es, globale Wissensasymmetrien abzubauen. Die Förderung dekolonialer Ansätze beinhaltet für uns, Erklärungsmodelle jenseits etablierter Theorien und Paradigmen weiterzuentwickeln. Es geht darum, vermeintlich universalistische, aber im Kern eurozentrische Denkweisen zu erkennen und nach Möglichkeit zu revidieren. Zentral bleibt für uns daher eine stetig kritische Reflexion der eigenen Herangehensweise.

 

Projekte und Kooperationen

Postcolonial Hierarchies in Peace & Conflict / BMBF (2022-2026)

Pandemic (Im)mobility: COVID-19 and Migrant Communities in the Global South / MWK Baden-Württemberg (2021)

Prekäre Provenienz – Menschliche Überreste aus dem kolonialen Erbe Afrikas vor 1919 in wissenschaftlichen Sammlungen Baden-Württembergs / MWK Baden-Württemberg, Deutsche Stiftung Kulturgutverluste (Start 2021), in Kooperation mit der Universität Tübingen und dem Linden-Museum Stuttgart

Graduiertenkolleg „Imperien: Dynamischer Wandel, Temporalität und nachimperiale Ordnungen“ / DFG (2020-2025), in Kooperation mit Lehrstühlen an der Universität Freiburg

Umgang mit der Alexander Ecker Sammlung der Universität Freiburg / Deutsche Stiftung Kulturgutverluste (2021-2023)

Afrika-Zentrum für Transregionale Forschung (ACT) an der Universität Freiburg, Kompetenzzentrum für transregionale, reziproke Afrikastudien und gesellschaftlichen Austausch / (seit 2020)

Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA) / BMBF (2018-2026)

Zwangsmigration in Afrika / DSF (2018-2022)

 

Aktuelle Veröffentlichungen

Mehler, Andreas/Nyamnjoh, Francis B. (2022): Academic Cooperation in the Humanities and Social Sciences: A Post-COVID Future, In: Greiner, Clemens/Wolputte, Steven Van/Bollig, Michael (eds): African Futures. AEGIS Series, Leiden: Brill, 367-374. DOI: https://doi.org/10.1163/9789004471641_032

Mehler, Andreas/Apoh, Wazi (2020): Mainstreaming the Discourse on Restitution and Repatriation within African History, Heritage Studies and Political Science, In: Contemporary Journal of African Studies (CJAS) 7.1: 1-16. https://dx.doi.org/10.4314/contjas.v7i1.1

Jenss, Alke/Lehmann, Rosa/Boos, Tobias (2021): Sozialstrukturen in Lateinamerika. Dynamiken und Akteure im 21. Jahrhundert, Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-34428-3

Zanker, Franzisca (2021): African perspectives on migration: Re-centring Southern Africa, In: Migration Studies, June, online first. https://doi.org/10.1093/migration/mnab022

 

ALMA Reviews Blog

In dieser Blogserie sollen wissenschaftliche Arbeiten aus den Regionen Afrika, Lateinamerika, Naher Osten und Asien (ALMA), die von ABI-Mitarbeiter*innen besonders gern gelesen wurden, diskutiert und hervorgehoben werden. Teil dessen ist die Entschlossenheit, sowohl die Hierarchien in der akademischen Welt des Globalen Nordens in Frage zu stellen als auch gleichberechtigtere Partnerschaften mit unseren Kolleg*innen im Globalen Süden aufzubauen. Mehr dazu.