Altrogge, M.A. Judith

Das Forschungsprojekt untersucht das Zusammenspiel des Migrationsregimes und der begleiteten Rückkehr irregulärer Migranten von Deutschland nach Gambia. Es geht den Fragen nach, (1) wie Rückkehr und Entwicklung im transnationalen Migrationsregime konzeptionalisiert und implementiert werden, (2) wie zurückkehrende Migrant*innen die involvierten politischen Akteure und ihre Konzepte und Praktiken wahrnehmen, und (3) wie sie sich in der Reintegration gegenüber den unterschiedlichen Akteuren des Migrationsregimes verhalten und positionieren.

Die Studie erschließt hierfür zwei empirische Bereiche. Zum einen wird das Migrationsregime analysiert, in welchem Rückkehr nach Gambia realisiert wird. Dabei werden politische Prozesse und darin inhärente Verantwortlichkeiten und realisierte Praktiken sichtbar gemacht. Dieser Fokus auf politische Akteure wird mit einer Trajekt-Analyse der Erfahrungen zurückkehrender Migrant*innen ergänzt. Dabei wird erhoben, inwieweit sich die Erfahrungen der Rückkehrer*innen im Kontext der politischen Konzepte auf ihre politischen Positionierungen auswirken.

Rückkehrprogramme haben seit der europäischen Flüchtlingskrise für die Aufnahmeländer erheblich an Bedeutung gewonnen, da in ihnen Potential für einen effektiven und humanen Umgang mit irregulären Migranten ohne (Aussicht auf) Bleibeberechtigung gesehen wird. Dabei wird das Thema Rückkehrförderung vermehrt mit der ‚Bekämpfung von Fluchtursachen“ in den Heimatländern in Verbindung gebracht. Es wird davon ausgegangen, dass diese Verzahnung von Migrations- und Entwicklungspolitik die Erfahrungen der Rückkehrer spezifisch prägt.

Am Fall Gambia ist diese Verzahnung derzeit besonders eindrücklich nachzuvollziehen. Anlässlich eines demokratischen Regimewechsels im Januar 2017 zielen die Aufnahmeländer – insbesondere Deutschland als zweitgrößtem Aufnahmeland nach Italien – auf eine deutliche Erhöhung der Rückkehrzahlen ab, während die internationale Gemeinschaft auch den Wiederaufbau und die Entwicklung des Landes engagiert unterstützen möchte. Während die Rückkehrprogramme darauf abzielen könnten, das Entwicklungspotential der Migranten freizusetzen, gehe ich davon aus, dass die Positionierungen und Aktivitäten der Rückkehrer bezüglich der Entwicklung ihres Landes sehr unterschiedlich ausfallen werden und auch Destabilisierungs- und Konfliktpotential bergen.